Hurghada 2001
Der perfekte Tag
27. Mai 2001 - 3.30 Uhr morgens. Ja, Sie haben richtig gelesen! Um 3.30 Uhr mitten in der Nacht klingelte unser Wecker. Im Hotel Beach Albatros, etwa 15 km südlich von Hurghada waren die letzten gerade zu Bett gegangen und wir mussten aufstehen. Und das auch noch freiwillig und im Urlaub - unvorstellbar.
Was war geschehen? Drei Tage vorher hatten wir bei einem kleinen Spaziergang im Hotelgelände die Aushänge der Tauchbasis "Pirates Divig" gelesen und waren beide zusammengezuckt. Stand da nicht auf der Tafel: Sonntags Ausfahrt zum Wrack der Thistlegorm.
Unser Entschluss war sofort gefasst, da müssen wir mit. Mit uns waren bis Samstag 6 Taucher angemeldet, das Ganze konnte stattfinden.
Pünktlich um 3.45 Uhr standen wir mit unserem Tauchgepäck an der Basis. Wo sind denn die anderen, fragten wir. Außer uns beiden war nur noch eine Taucherin zu sehen. "Die anderen haben kurzfristig abgesagt, aber wir starten trotzdem", hörten wir den Diveguide sagen. Alles klar, das Equipment an Bord verstaut, einen schönen Platz auf dem Sonnendeck unter dem sternklaren Himmel eingenommen, es konnte losgehen.
Die "Pirates 1" brachte uns zur Thistlegorm - dieses Schiff für 3 Taucher! Welch ein Luxus! |
Flaschen wurden genügend verstaut. Es konnte losgehen. |
Pünktlich legten wir ab. Wir, das waren 3 Taucher, der Kapitän, 2 Mann Besatzung und der Tauchguide. Wir blickten zu den Sternen, fingen an zu träumen, wurden noch mit Decken versorgt. Im Hintergrund lief Musik von Enigma, die ideale Untermalung einer Fahrt ins Dunkel der Nacht......
"Die Sonne geht auf", hörte ich plötzlich rufen. Wir wurden wie gewünscht geweckt und konnten einen herrlichen Sonnenaufgang auf dem Roten Meer erlegen. Mittlerweile duftete es verführerisch aus der Kajüte. Ein Frühstücksbuffet war aufgebaut, vom feinsten. Wir konnten ausgiebig schlemmen und unter Rührei, Wurst, Käse, Marmelade, Thunfisch, usw. wählen.
Unterwegs plötzlich einige Begleiter direkt vor dem Bug unseres Schiffes. Die Delfine schwammen eine ganze Zeit vor bzw. neben uns her und es war eindrucksvoll, diese tollen Tiere zu erleben.
Nach etwa 5 1/2 Stunden Fahrt (es war zum Glück relativ windstill, so dass wir gut voran kamen), sahen wir mitten auf dem Meer einige Schiffe zusammen liegen. Das musste die richtige Stelle sein. Wir machten auch fest, begrüßten die anderen Taucher und erkundigten uns nach dem, was sie denn da unten so gesehen hatten. Unsere Spannung wuchs.
Auf der Fahrt stellte sich im übrigen heraus, dass unsere Tauchguide Tamer nicht irgend ein Tauchguide sondern der Besitzer der Tauchbasis war. Er wollte selber einmal wieder zur Thistlegorm tauchen und so hatten wir den idealen Begleiter. Er hatte uns schon unterwegs mit Wort und Bild auf das vorbereitet, was wir zu erwarten hatten.
Tamer und Manfred |
Wir legten die Ausrüstung an, im Hintergrund hörte man "unser" Lied "It wasn´t me von Shaggy". Und ab ging es. Wir tauchten entlang eines am Wrack festgemachten Seils zur Thistlegorm ab. Die Sicht war gut, es herrschte eine kräftige Strömung, aber sobald wir am Wrack angekommen waren, spürte man nichts mehr davon. Wenn man noch kein Wrack diesen Ausmaßes gesehen hat (so ging es uns) verschlägt es einem beinahe den Atem. Es ist unmöglich mit Worten zu beschreiben, was einem in einer solchen Situation durch den Kopf geht.
Leider war es nicht möglich, mit unserer Unterwasserkamera ein Übersichtsbild des Wracks zu machen. Wir tauchten zunächst einmal über das Deck (ca. 20 m tief) und machten uns dann auf, in die Laderäume zu tauchen. Wir hatten ja einen sehr erfahrenen Führer dabei. Er zeigte uns all das, was interessant und wichtig war. Granaten, Gewehre, Gummistiefel, Motorräder, Jeeps, LKWs, ... . Leider haben im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von sogenannten Tauchern gewütet und vieles, was irgendwie abzureißen war, abgerissen und mitgenommen. Aber ist ist Gott sei Dank noch sehr vieles vorhanden. Es folgen einige Bilder davon. Allerdings ist es in den Laderäumen recht dunkel, so dass wir auf Aufnahmen im Nahbereich angewiesen waren.
Beim Auftauchen waren es gut, dass ein Seil vorhanden war. Die Strömung war so stark, dass wir beim Sicherheitsstop waagrecht am Seil hingen.
Nach dem Ablegen der Ausrüstung gab es ein köstliches Mittagessen. Danach besprachen wir ausführlich den zweiten Tauchgang und legten uns anschließend noch ein wenig auf die faule Haut.
Beim 2. Tauchgang bildeten wir zwei Tauchgruppen und gingen auf Erkundungstour.
Manfred |
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Die Thistlegorm war ein britisches Frachtschiff, 131 m lang, 9009 Bruttoregistertonnen. Stapellauf am 3. April 1940. Beladen mit Kriegsmaterial wurde die Thistlegorm am 6. Oktober 1940 von einer deutschen He 111 versenkt. |
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Leider mussten wir nach dem zweiten Tauchgang recht bald die Rückfahrt antreten. 5 - 6 Stunden Fahrt lagen vor uns.
Zu unserer großen Freude kam aber Tamer auf die Idee, uns noch einen dritten Tauchgang kurz vor Einbruch der Dunkelheit zu spendieren. An einer kleinen Insel machten wir noch einen wunderschönen Drifttauchgang, an dessen Ende als Highlight eine kleine Höhle in ca. 20m Tiefe auf uns wartete. Wir betauchten sie und konnten unterwegs noch ein paar schöne Bilder machen.
Auf der Rückfahrt erlebten wir dann noch einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem Meer und gegen 22.00 Uhr kamen wir müde aber total begeistert wieder im Hotel an. Wir wurden den ganzen Tag über sehr gut von Tamer und der Bootscrew versorgt. Es fehlte an nichts. Wenn es einigermaßen windstill ist, kann diese Tauchausfahrt mit der Basis "Pirates Diving" nur empfohlen werden.
Es war der "perfekte Tag".
copyright (Bilder und Text) Manfred Schlipphak